Von 0 % Finanzierung in die 100 % Schuldenfalle
Shownotes
In dieser Folge von „Mehr als Geld“ geht’s ans Eingemachte: Julia Meyer und Finanzexpertin Meike Faltus decken auf, wie Alltagsfallen wie 0 %-Finanzierungen, Kreditkarten und Dispos uns in die Schulden treiben. Achtung: 5,5 Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet! Es geht aber nicht nur um Warnungen – es gibt auch smarte Tipps, wie du den Überblick behältst und mit Bargeld oder digitalen Tools besser haushalten kannst. Denn wer seine Finanzen kennt, bleibt frei.
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Created on 2025-03-28: Created on: 2025-03-28
Project Length: Project Length: File Name: Sparkasse - Folge 15 Schuldenfallen (2025).mp3
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00:00:00: Mehr als Geld der Sparkassenpodcast. Damit man versteht, worum es wirklich geht mit Julia Meyer.
00:00:09: „Wer den Groschen nicht ehrt wie den Gulden, kommt bald zu Schulden“ oder: „lieber viele Schulden als gar kein Geld“. Ich glaube, heute gibt es ein Festmahl für Manni, unser Sparkassen-Sparschwein. Das wird nämlich immer dann gefüttert mit einer symbolischen Münze, wenn wir in Phrasen oder in Fachchinesisch sprechen. Und das bietet sich heute an: Wir sprechen nämlich über die größten Schuldenfallen und wie ihr es schafft, nicht in sie reinzutappen. Dranbleiben lohnt sich also. (Dreiklang)
0: Dafür habe ich mir wieder eine Finanzexpertin an die Seite geholt: Meike Faltus von der Hamburger Sparkasse ist bei mir. Hallo, Meike. Moin, Hallo! Du, ich habe meine ersten richtig großen Schulden im Studium gemacht, und zwar ganz bewusst. Da habe ich einen Kredit aufgenommen und das hat sich überhaupt nicht gut angefühlt.
0: Ich habe den sofort zurückgezahlt, gefühlt einen Tag später, nachdem ich die Bachelor-Urkunde in der Hand hatte. Ich mag es überhaupt nicht, jemandem Geld zu schulden. Wie war das bei dir? Erinnerst du dich, wofür du zum Ersten Mal einen Schuldenberg angehäuft hast? Tatsächlich - ich erlebe es immer wieder, es gibt zwei Sorten von Menschen. Ich habe einen Mini-Dispo, mir geht es gar nicht gut mit Schulden. Ich glaube, ich habe noch nie so richtig Schulden gemacht. Wir haben jetzt eine kleine Wohnung gekauft.
0: Ecke. Es wird uns ja auch schmackhaft gemacht, shoppen zu gehen und zu konsumieren und es wird uns leicht gemacht.
00:02:16: Und ja, dann gibt es eben die, die vielleicht einfach einen anderen Antritt haben als ich. Die nehmen dann solche Angebote auch gerne in Anspruch. Kennst du denn Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland überhaupt verschuldet sind? Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Das sind 8 % aller Erwachsenen in Deutschland, sind überschuldet. Also es geht ja nicht um einen Dispo, sondern ein Dispo hast du und den sollst ja ruhig mal ein bisschen benutzen, wenn da im Rahmen ist, das ist ja voll okay. Aber wir reden hier richtig von Überschuldung dann auch.
00:02:47: Und das sind fünfeinhalb Millionen Menschen. Dieses Wort Dispo, das schwingt bei mir so im Hirn nach. Du hast es schon häufiger erwähnt. Was genau meinst du mit Dispo? Dispo ist eine genehmigte Kontoüberziehung. Das heißt, du darfst bis zu diesem vereinbarten Betrag problemlos mit deinem Konto ins Minus gehen und zahlst eben nur nach Inanspruchnahme auch deine Minuszinsen dafür. Wichtig: Das ist eine genehmigte Überziehung. Manche sind ganz überrascht, dass man sich eine Überziehung genehmigen lassen muss. Ich denke na ja, man fragt doch auch sonst, wenn man sich Geld nimmt, was man nicht hat, was einem nicht gehört.
00:03:23: Aber ja, ein Dispo: Hingehen, einrichten lassen, und bis zu dieser Grenze kannst du dich flexibel drin bewegen. Der bleibt auch bis auf Weiteres drin bestehen, bis sich da was dran ändert. Das ist also immer diese gemeine Zahl, wenn ich denke, mein Kontostand wäre höher als er eigentlich ist. Und dann gucke ich rein und dann ist dieser Dispo Kredit da schon mit drauf gerechnet. Der verfügbare Betrag, genau. Falle ich jedes Mal wieder drauf rein. Tückisch. Gibt es da Unterschiede bei den Geschlechtern oder beim Alter? Bei Berufsgruppen kann man sagen, dass sich bestimmte Personen häufiger verschulden als andere.
00:03:55: Tatsächlich sind es Männer, die häufig die größeren Schulden haben und eben auch in der Summe von diesen fünfeinhalb Millionen sind eben auch mehr Männer, nicht nur in der Summe des Euros, sondern auch in der Anzahl. Sind Schulden denn grundsätzlich immer schlecht, habe ich mich gefragt. Du hast es vorhin schon gesagt bei deiner Immobilie und ich denke da an mein Studium. Ich habe mich verschuldet, aber ich hatte dann ja hinterher auch einen höheren Berufsabschluss und konnte mehr Geld verdienen. Ist das nicht was Gutes? Also per se ist es überhaupt nicht schlimm, mit einem Konto ins Minus zu gehen oder auch mal einen Kredit aufzunehmen.
00:04:31: Das ist überhaupt nicht schlimm. Das Problem ist, das Ganze im Rahmen zu halten. So, und ein Dispo soll ja eben auch, dass er dir ein bisschen mehr Flexibilität im Monat gibt. Aber manche haben dann wieder so hohe Dispositionskredite, dass sogar das nächste Einkommen gar nicht mehr dafür sorgt, dass du überhaupt ins Plus kommst. Und so dümpelt man dauerhaft, zu ehrlicherweise recht hohen Zinsen, im Dispo rum, ohne dass man da vom Fleck wegkommt. Also das heißt am Ende du hast nur weg konsumiert und genau, dann gibt es „Konsum für Shopping“, nennen wir das mal so; kurzes Vergnügen ohne wesentliche Wertsteigerung. Aber da steht ja auch ein Wert gegenüber, der sich hoffentlich verbessert. Ansonsten ich bin da tatsächlich selber gar nicht so richtig mit in Berührung bisher gekommen. Ich gehöre zu der Fraktion, die lieber alles aus dem Guthaben bezahlt. (Julia:) Und dann gibt es die andere Personengruppe, ja, die wahrscheinlich gar kein Problem damit hat. (Meike:) Der Konsum lockt ja ehrlicherweise auch an jeder Und es gibt „gute Schulden“, nennen wir sie, die zum Beispiel in Bildung gehen. Du hast eben gesagt Studienkredite oder Investments. Bleiben wir auch bei Immobilien. Die werden sich steigern oder so, aber alles, was du kaufst, was sich dann verbraucht, das sollte man idealerweise nicht so arg lange finanziert haben. Lass uns mal auf die häufigsten Ursachen gucken für eben diese schlechten Schulden, aus denen ich dann schwieriger wieder rauskomme. Warum verschulden wir uns? Gibt es da Gründe, die häufiger vorkommen?
00:05:38: Erst mal, weil es uns einfach gemacht wird. Weil manchmal durch die ganzen Möglichkeiten uns einfach schlichtweg der Überblick fehlt und wir gar nicht gar nicht so mitkriegen, wie viel sich eigentlich angehäuft hat. Dann hast du in jedem Dorf nen Köter und überall ein bisschen und in Summe hast du gar nicht mehr vor Augen, wie viel hast du hier bei einer 0 % Finanzierung und da bei der Bank und hier beim Dispo und dann noch mal, irgendwie gibt es ja auch so Institute wie PayPal, Klarna oder Co. Also man verliert so ein bisschen den Überblick, wenn du es eben nicht zentriert bei einem Laden hast, sondern aufteilst. Und: Kreditkarten! (lacht) Weil, Kreditkarten ist immer lässig und schnell bezahlt.
00:06:24: Das Problem ist, die sammeln ja einen Monat alles, was du vershoppt hast. Und wenn ich auf viele Buchungen auch bei meinen Kunden gucke, dann sind das jetzt keine Flugreisen, die damit gebucht werden, sondern das sind die kleinen Buchungen beim Lebensmittelhändler, beim Bäcker, solche Sachen. Und auf einmal, am nächsten Monat kommt dann eine Riesensumme, die dein Konto belastet und du denkst: „Ach Scheiße, so viel war ich shoppen, das habe ich gar nicht gesehen.“ Weil ich habe maximal mein Girokonto im Blick, was da noch drauf ist, aber nicht diese olle Kreditkarte, die dann plötzlich kommt und mit einem Wumms in mein Konto knallt.
00:06:54: Die ist auch überall hinterlegt. Ich schlucke manchmal selber, wenn ich Online-Shopping mache, mit einem Klick. Da steht kaufen und dann kommt nicht noch der Zahlprozess. Da steht dann auf einmal: Danke für Ihre Bestellung. Hoppla, das ging ja flott. Ja, deshalb, also ich benutze meine Kreditkarte tatsächlich für Urlaub, für Reisen, für Flüge, Auto-Buchung. Für sowas sind die super, oder wenn du mal größere Käufe hast, so. Aber für alles, was den täglichen Zahlungsverkehr betrifft, nutzt die ECKarte. Deutschland ist eins der wenigen verrückten Länder, die zwei Karten hat.
00:07:26: Einmal für den nationalen und einmal für den internationalen Zahlungsverkehr. Skandinavien kennt sowas gar nicht, aber deshalb genau, ich würde immer empfehlen für den täglichen Zahlungsverkehr einfach die EC-Karte zu benutzen, weil sie sofort dein Konto belastet und du sofort sehen kannst, wie viel bleibt mir noch Rest. Und dann sind wir schon mittendrin in den Tipps. Hast du noch mehr Tipps für uns, wie wir Schulden vermeiden können und auch vermeiden können, in diese Schuldenfallen, über die wir gesprochen haben, zu tappen? Also die Kreditkarte ist finde ich, mein Punkt 1. Dann diese 0 % Finanzierungen.
00:08:00:
Die sind natürlich super, aber man muss sich immer mal bewusst machen, die machen das ja nicht, um mir ein Geschenk zu machen, sondern die wollen mich verlocken in einen weiteren Konsum. Und auch sowas kann natürlich in der Vielzahl der Kleinigkeiten dazu führen, dass ich denke, ach, kostet ja nichts 0: oder nichts extra. Und darüber dann gar nicht sehe, was so im Monat laufend runter geht. Also mach mal eine Haushaltsrechnung, schreib mal auf: Was geht denn mittlerweile an festen Raten so von deinem Konto runter? Also auch eine gute Empfehlung für jemanden, der sagt ich weiß das gar nicht, addiere doch einfach mal, nimm dir deinen Kontoauszug der letzten zwei Monate und schreib mal auf, was so an regelmäßigen Zahlungen fürs Handy, von der Kreditkarte, von günstig-Angeboten, 0 % Finanzierung und Co. von deinem Konto runtergeht.
00:08:51: Und dann guckt mal, was so reinkommt und was du zum Leben und zum Spaß haben brauchst. Bei der Sparkasse gibt es den Finanzplaner, wenn du den aktiviert hast, da kannst du mal in dein Onlinebanking gehen. Der gibt dir so ein bisschen einen optischen Überblick auch, wohin eigentlich dein Konsum überall geht. Also wer Spaß hat, kann auch da mal reingucken und sich einen Augenblick damit beschäftigen. Ich finde es persönlich bei dem Browser ein bisschen schöner anzugucken als über die App. Ein bisschen anwenderfreundlicher, aber das wäre schon mal eine Empfehlung, die man gut für sich auch mal anwenden kann.
00:09:24: Also mir hilft das immer. Kuchen-Diagramme sind super. Und sind genau. Schön. Da haben wir wieder viel gelernt. Besonders hängengeblieben ist bei mir natürlich der Fakt, dass Männer sich häufiger verschulden als Frauen. Aber auch Alleinstehende, hast du gesagt, dass die größten Schuldenfallen unter anderem Ratenkredite sind, mit 0 % Finanzierungen, die besonders gefährlich sind, aber auch einfach, dass wir überall zum Shoppen angeregt werden und dass es auch viele Dinge gibt, auf die wir achten können, um Schulden zu vermeiden. Zum Beispiel das Haushaltsbuch hast du gerade gesagt, mal aufschreiben.
00:09:57: Sparkassen Finanzrechner, mit Girokarte zahlen, vielleicht sogar in bar. Das kenne ich von mir im Ausland. Wenn ich meine Finanzen richtig unter Kontrolle haben will, dann zahle ich in bar. Mach das. Mein größter Tipp: Also ich würde immer erstmal mit digitalen Sachen anfangen, um sich mal einen Überblick zu machen. Wenn du aber merkst, das klappt trotzdem nicht, obwohl ich es gesehen habe, heb dir Bargeld ab. Und nur von diesem Bargeld im Portemonnaie, ich würde mir immer das Geld für eine Woche abheben, nur damit gehst du einkaufen. Das hat den großen Vorteil: Du siehst wirklich - guckt ja auch nicht jeder jeden Tag in seine Sparkassenapp rein,
00:10:30: Du siehst, was für den Rest der Woche noch übrig ist. Ungewohntes Bezahlverhalten, auch dieses OnlineShopping für Konsum und so, das muss dann halt wegfallen. Aber hol dir Barbeträge, du kannst mit nichts besser deine Finanzen kontrollieren, als wenn du bar bezahlst. Und wir unterstützen nicht das Online-Shopping, sondern die regionalen Verkäufer vor Ort. Das ist doch auch noch was Schönes. Vielen Dank, liebe Meike, Wir sind schon wieder am Ende der Folge angekommen, dass du uns mitgenommen hast in dieses Thema. Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall besser gewappnet, was Schuldenfallen angeht. Dankeschön. Gerne.
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